24. November 2022

Sehr geehrter Herr Santelmann,
den beigefügten Antrag bitten wir auf die Tagesordnung des Kreisausschusses am 1.12.2022 und des Kreistages am 15.12.2022 zu setzen.

Präambel:
Der ÖPNV ist eine der Säulen, die den Menschen Mobilität garantiert. Einerseits wird der ÖPNV umso mehr Menschen ansprechen, als er sie auch in der Fläche, sprich in unserem ländlichen Raum erreicht und ihren individuellen Ansprüchen zeitlich wie räumlich gerecht wird. Andererseits muss das bislang von Natur aus in Summe defizitäre Angebot für den Nutzer aber auch für den Kostenträger, in unserem Fall den Kreis, bezahlbar sein.

Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre steigt der Zuschussbedarf stetig an und stößt an Grenzen der kommunalen Leistungsfähigkeit. Setzt sich diese Entwicklung fort und werden zudem noch Erweiterungen im oben beschrieben durchaus wünschenswerten und zukunftsweisenden Sinne beschlossen, wird der ÖPNV aber schon kurzfristig nicht mehr bezahlbar sein.

Aus diesem Grund darf es bei der zukunftsweisenden Entwicklung des ÖPNV keinerlei ideologisch motivierte Denkverbote geben. Alles gehört auf den Prüfstand, alles darf gedacht werden, Denkverbote sind verboten.

Antrag:
Die Freien Wähler RBK beantragen eine vertiefte Auseinandersetzung mit bemannten On-DemandAngeboten zur Integration von On-Demand in den ÖPNV des RBK. Dieses Angebot ist aus Sicht der Freien Wähler eine Vorstufe zum Einsatz selbstfahrender Fahrzeuge für die Zukunft.

Der Kreis prüft die Möglichkeit eines On-Demand-Angebotes zur Optimierung der bisherigen Busfahrpläne. Das On-Demand-Angebot im RBK soll Pooling beinhalten. Zum Einsatz sollen niederflurige Kleinbusse mit der Möglichkeit der Mitnahme von Kinderwagen, Rollstühlen, Rollatoren und Einkaufs-Trolleys kommen. Das Angebot bezieht sich auf schwach ausgelastete Routen, wobei in den Hauptverkehrszeiten weiterhin nur die Busse fahrplanmäßig verkehren. In den Schwachlastzeiten werden die Busse abgestellt und die Busfahrer wechseln dann auf die OnDemand Fahrzeuge. Demnach sollen die etablierten Verkehrsunternehmen die Betreiber sein. Der Kreis ermittelt die Potenziale und Kosten von On-Demand-Ridepooling im RBK. Der Kreis prüft eine Beteiligung am Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Mobilität in lebenswerten Städten“ sowie weitere Fördermöglichkeiten.

Begründung:

Kreise, Städte und Verkehrsbetriebe im deutschsprachigen Raum setzen zunehmend auf technologiegestützte, bedarfsorientierte Lösungen, um ein attraktives öffentliches Mobilitätsangebot zu schaffen. On-Demand ÖPNV schafft ganz neue Möglichkeiten, das Angebot der Nachfrage entsprechend flexibel anzupassen und ermöglicht eine Servicequalität und Effizienz, die bis vor wenigen Jahren undenkbar war. Durch intelligente Routenführung können Fahrgäste oder sogar Lieferungen, die in die gleiche Richtung fahren, in ein und demselben Fahrzeug gebündelt werden (Pooling). Insbesondere im ländlichen Raum des RBK sind herkömmliche Busse, die nach traditionellen Fahrplänen verkehren, oft nicht ausgelastet, bedienen nur wenige Fahrgäste und fahren in den Schwachlastzeiten unwirtschaftlich. Durch den Fahrzeugwechsel plus On-Demand sehen wir deutlich wirtschaftlichere Ergebnisse und eine Entlastung für die Umwelt. Für Menschen, die z.B. aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund von Behinderungen den öffentlichen Verkehr nicht nutzen können, kann ein On-Demand Angebot eine grundlegende Voraussetzung für die medizinische Versorgung aber auch für die Teilnahme am öffentlichen Leben sein.

Es ist nicht einfach, ein wirtschaftliches Verkehrsnetz an Orten aufzubauen, die nicht über die nötige Bevölkerungsdichte für effiziente Linienbusverbindungen verfügen. Technologiegestützte Bedarfsverkehre ermöglichen den Menschen in diesen Gebieten eine flexible und zuverlässige Art der Fortbewegung.

Unsere Vision des ÖPNV der Zukunft baut auf einem integrierten und bedarfsgesteuerten sowie kostengünstigen öffentlichen Personennahverkehr auf. Regelmäßig leer fahrende Busse sollen der Vergangenheit angehören. Ziel muss sein, ein attraktives Angebot für Pendler zu entwickeln und bereitzustellen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Jan Paas                                    Henning Rehse                                 Werner Conrad Sachkundiger Bürger im ZA               stv. Fraktionsvorsitzender                 Fraktionsvorsitzender

Definition:

Unter On-demand-Angebote in der Mobilität versteht man Beförderungsangebote, die dem Kunden auf Abruf über eine Buchungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Beim Ridepooling handelt es sich um die Bündelung von Fahrtanfragen.

Beispiele für On-Demand-Angebote:

Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Mobilität in lebenswerten Städten“: NetLiner Aachen-Nord, GMobil Gronau, Shuttle – Holt dich ab in Gütersloh, Holibri in Höxter, Hüpper in Hürth, KLEVEmobil, Meinerzhagen On-Demand, LOOPmünster, On-Demand vs. Ortsbus in Nerunkirchen-Seelscheid, Wir-4-Mobil in Neukirchen-Vluyn.

Steckbriefe für nachfolgende On Demand Systeme finden Sie hier : google: Mit On-Demand-Angeboten ÖPNV-Bedarfsverkehre, https://repository.difu.de › jspui › bitstream › difu, EcoBus im Oberharz, freYfahrt Shuttle in Freyung-Grafenau, ILSE-Bus im Amt Peenetal/Loitz, kvgOF Hopper im Landkreis Offenbach, LüMo in Lübeck, myBUS in Duisburg, MyShuttle in Dettenheim und Graben-Neudorf, NetLiner in Monschau, Reallabor Schorndorf, SSB Flex in Stuttgart, Wittlich Shuttle, VBZ FlexNetz in Zürich.