13.11.2023

An den
Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises
Herrn Stephan Santelmann
Am Rübezahlwald 7
51469 Bergisch Gladbach

Antrag zur Prüfung der Planung und Durchführung einer (oder mehrerer) Fachkonferenzen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im RBK

Sehr geehrter Herr Santelmann,
den nachstehenden Antrag bitten wird auf die Tagesordnung des Kreistages am 7. Dezember 2023 setzen.

Antrag:

Die Verwaltung wird beauftragt, Überlegungen anzustellen, wie eine (mehrere) Fachkräftekonferenz(en) zur Erarbeitung eines Gesamtkonzepts zur Bekämpfung des Fachkräftemangels für alle betroffenen Bereiche im RBK umgesetzt werden kann. Die Verwaltung moderiert diese Konferenz(en). Die von uns nachfolgend beispielhaft aufgezählten Überlegungen werden geprüft. Die Verwaltung wird beauftragt, die Auswirkungen für den RBK bei der zu erwartenden Pensionierung und Berentung der sogenannten „Babyboomer“ aufzuzeigen und sie vorzustellen. Der Kreis stellt 50.000€ für die Bekämpfung des Fachkräftemangels in den Haushalt 2024 ein.

Begründung:
Die nachstehend aufgeführten Ansätze sollten in die Überlegungen einbezogen werden.

Die Verwaltung prüft:

  • ob externe Unternehmen bzw. Relocationdienstleister ihre Arbeit für die Fachkräftekonferenz unterstützen können.
  • In allen Verwaltungen im RBK (Kreis, Kommunen) sollen offene Dienststellen mit klarer Fachkräftemangellage grundsätzlich unbefristet ausgeschrieben werden.
  • Die Verwaltung prüft, inwieweit Arbeitskräftemangel zum Beispiel durch Schulungen, Urlaub oder Krankheiten mit interkommunalen Kooperationen abgefangen werden können.
  • Zur „Stillen Reserve“ gehören in Deutschland über drei Millionen Menschen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen können, es aber nicht tun. Zeitgleich melden sie sich aber auch nicht arbeitslos, sie sind also für die Arbeitsvermittlung unsichtbar.
  • Teilzeitkräfte aufstocken: Das Potenzial ist gewaltig, mehr als 4, 6 Millionen Menschen arbeiteten 2019 in Teilzeit, davon fast 4 Millionen Frauen. Der Schlüssel, diese Teilzeitkräfte zur Aufstockung zu bewegen, steckt in den Arbeitszeitmodellen, die möglichst flexibel und attraktiv sein müssen.
  • Die anerkannten und bleibeberechtigten Flüchtlinge stellten eine wichtige Ressource für den Arbeitsmarkt gerade auch im ländlichen Raum dar. Ein Profiling dient zur Ermittlung von Qualifizierungspotentialen bei Migranten.
  • Ältere Arbeitnehmer durch altersgerechte Gestaltung der Arbeit reaktivieren
  • „Senior-Experten“ für 1-2 Tage in der Woche oder für Spezialeinsätze einsetzen
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wiedereingliederungsprogramme, Weiterbildung in der Elternzeit/Kindererziehung, Beratung für Mütter die eine längere Zeit keiner Arbeit nachgegangen sind.
  • Das Potential von Wiedereinsteigenden nach der Familienzeit nutzen, z.B. die Gründung eines Unternehmensnetzwerk Wirtschaft und Familie prüfen.
  • Der Kreis prüft für seine eigene Verwaltung den Aufbau und die Pflege eines Arbeitgebermarketings/Employer Branding. Dieses Employer Branding soll als Blaupause sowohl für unsere Kommunen und Gemeinden als auch für weitere Betriebe dienen.
  • Der Kreis soll neue – zusätzliche – Impulse geben, die eigene Attraktivität und die Stärken und Vorteile seiner Kommunen und Gemeinden als Arbeitgeber noch deutlicher herauszustellen. Alle bisherigen Aktivitäten diesbezüglich sollen stärker sichtbar werden. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, welche Aufgabenvielfalt, interessanten Tätigkeitsbereiche und verschiedenste Ausbildungsmöglichkeiten der öffentliche Dienst im RBK und in seinen den Kommunen und Gemeinden zu bieten hat – und wie kreativ und agil moderne Verwaltungen heute schon sind.
  • Es gibt einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen guten Sprachkenntnissen und der Integration in den Arbeitsmarkt. Gerade auch der sensible Bereich wie z.B. die Pflege, die ohne Zugewanderte zukünftig nicht mehr zu bewältigen ist, erfordere gute Sprachkenntnisse.
  • Das Ansehen von Berufen mit starkem Fachkräftemangel/Mangel an Auszubildenden soll auf allen Ebenen verbessert werden.
  • Auch die fortschreitende Digitalisierung in vielen Wirtschaftszweigen trägt zum Fachkräftemangel bei. Neue Berufsbilder entstehen, die ein ausgeprägtes Fachwissen voraussetzen, das viele Beschäftigte nicht vorweisen können. Technologieschübe verlangen nach hochspezialisiertem Fachwissen. Der Kreis prüft, wie ein entsprechendes außerbetriebliches Weiterbildungsangebot im Standort RBK realisiert werden kann.
  • Der Kreis wird beauftragt ein regionales Bündnis für Ausbildung und Qualifikation zu prüfen/initiieren. Mit Vertretern der Wirtschaft (IHK und Handwerkskammer), der Gewerkschaften, der Städte und Gemeinden, der Berufsschulen, der Bundesagentur für Arbeit, der Volkshochschulen und des Kommunalen Jobcenters wird ein Netzwerk mit folgendem Ziel aufgebaut: Im RBK soll kein ausbildungswilliger Jugendlicher ohne Ausbildungsplatz bleiben.
  • Erweiterung der Fachkräfteliste um „verwandte“ Studienabschlüsse mit zeitnaher Einzelanerkennung.
  • Schulungskonzepte für Quereinsteiger*innen, „training on the job“.

Mit freundlichen Grüßen

Gez. Jan Paas                                             gez. Werner Conrad Sachkundiger Bürger                                   Fraktionsvorsitzender im Zukunftsausschuss