4. Mai 2022, Hier: Beschleunigte Energiewende
Sehr geehrter Herr Landrat Santelmann, sehr geehrter Herr Pakendorf,
den beigefügten Antrag bitten wir auf die Tagesordnung der oben aufgeführten Gremien zu setzen.
Der Krieg in der Ukraine und die dramatisch gestiegenen Energiepreise führen uns schmerzlich vor Augen, wie tief wir in der Abhängigkeitsfalle der fossilen Energien stecken. Und dabei sind Öl und Gas noch ausreichend verfügbar, was wenn Russland die Lieferungen einstellt? Wenn nicht jetzt wann dann soll uns der Befreiungsschlag daraus gelingen?

Eine Vielzahl unserer Bürgerinnen und Bürger weiß nicht mehr, wie sie die Tankrechnungen, Strom oder Heizung bezahlen können. Wenn die Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung als Bestandteil der Daseinsvorsorge für die Bürger zu Luxusgüter werden, ist die Aufgabe, die Grundversorgung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen für alle zu sozialstaatlich angemessenen Bedingungen zur Verfügung zu halten, gescheitert. Vor diesen Hintergründen sehen wir den RBK mit seinen Kommunen und Gemeinden gefordert, unverzüglich die Energiewende mit Blick auf Effizienz und sauberer Wind- und Sonnenkraft, heimischen nachwachsenden Rohstoffen und Wasserstoff zu entfesseln. Deshalb muss der RBK federführend zusammen mit seinen Kommunen und Gemeinden einen Booster für die Energiewende starten. Der Ausbau einer unabhängigeren Energieversorgung ist überragend für das öffentliche Interesse, nicht nur, um das Klima zu schützen, sondern um eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Wir müssen uns nun im Schnelldurchlauf an die Realitäten einer machtbasierten Weltordnung anpassen.

Antrag:
Der RBK wird die Energiewende schneller und prioritär vorantreiben. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien Sonne, Wind und nachwachsende Rohstoffe bedeutet das auch den massiven Einsatz von Wasserstoff und den schnellen Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Das Ziel ist eine Transformation zu einer weitestgehenden Unabhängigkeit von Öl und Gas. Für diesen Prozess möchten wir unsere bisher abgelehnten Anträge:

  • Antrag vom 18 November 2021, Klimaschutzkonzeptes für den Rheinisch-Bergischen Kreis
    > Konzept zur Förderung der Solarenergie – Maßnahmenpriorisierung und Kostenaufstellung, das Aufgabenfeld der zu schaffenden Klima- Energieagentur soll um die Beratung und Förderung von Wasserstofftechnologien und energieeffizienten Lösungen im Wärmebereich speziell für den privaten Bereich erweitert werden.
  • Antrag vom 06. Januar 2021, Unternehmensunabhängige interkommunale Wärmeleitplanung für den Rheinisch-Bergischen Kreis
    erneut vorlegen und zur Abstimmung bringen.

Begründung:
Die Bundesregierung wird einen Schwerpunkt auf Energieeffizienz und Einsparungen legen. Jede nicht verfeuerte Kilowattstunde an fossiler Energie entlastet die Energieversorgung im kommenden Winter. Daneben sucht sie nach alternativen Energielieferanten, z.B. LNG Gas. Die Kreise und Kommunen müssen die Energiewende von unten führen und dürfen dabei keine Zeit mehr verlieren. Nach der Heizperiode ist vor der Heizperiode. Was kann sofort angepackt werden, um autarker zu werden?

  • Bestandsanalyse für den Wärme und Energiemix
  • Potenzialberechnung und Konzeptentwicklung, Welche Potenziale sind in einzelnen
    Quartieren in den nächsten Jahren zu erwarten?
  • Monitoring, manuelle Aufgaben bei der Erstellung von kommunalen Wärmeplänen werden
    durch den Einsatz von Software automatisiert.
  • Visualisierung und Veröffentlichung, über die Internetseiten des Kreises bzw. der
    Kommunen werden die adressscharfen Analysen zur Wärmeplanung einfach geteilt und
    veröffentlicht.
  • Nutzung der Potentialstudie des Holzcluster Bergisches Land in dem das technisch
    realisierbare (Energie-)Holzpotenzial der Region beziffert wird.
  • Nutzung von Biomasse, Die Möglichkeiten einer hochwertigen energetischen Verwertung
    von Biomasse, insbesondere von Reststoffen für die effiziente Erzeugung von Bioenergie im
    RBK ermitteln
  • Solarthermie und Wärmepumpen, der Einsatz von Solarthermie und Wärmepumpen in
    großen Einheiten für Nah- und Fernwärme
  • Wärmelieferanten, Erweiterung des Geschäftsfeldes von BEW, SWK zu Wärmelieferanten
    über Nah- und Fernwärmenetze, alternativ Gründung einer Bergischen Gesellschaft für
    Wärmeversorgung in den Quartieren und Dörfern
  • Ausbau von Biogasanlagen, Mit dem Krieg in der Ukraine haben die Gaspreise einen
    neuen Höchststand erreicht: die Handelspreise liegen bei über 345 Euro je Megawattstunde

(MWh) – ein Plus von 60 Prozent. Um die russischen Gaslieferungen zu ersetzen, müssen etwa 5.000 Biomethananlagen europaweit neu gebaut werden, ca. 1.000 große und 4.000 mittlerer Größe. Biomethan kann zu einem Preis von 55 Euro/MWh produziert werden, mithin also günstiger als fossiles Erdgas. Bioenergie spielt bei der Wärmeversorgung eine immer wichtigere Rolle. Viele Dörfer werden bereits mit der Wärme aus Biogasanlagen versorgt. Die Biogas-Branche ist bereit, die von der EU vorgeschlagenen 35 Mrd. Kubikmeter bis 2030 zu liefern. Auch die Vor-Ort-Verstromung wird immer wichtiger. An den Biogasanlagen könnten auch Elektrolyseure aufgestellt werden. Diese Technik kann sofort und schnell ausgebaut werden.
Das „Leitbild Rhein Berg Visionen für die Zukunft“ soll nun nicht länger Vision bleiben. Insbesondere der Wärmeversorgung müssen sich andere Maßnahmen unterordnen. „Frieren für den Frieden“ ist kein Weg den wir insbesondere unseren Alten, Kranken und Kindern zumuten wollen

Mit freundlichen Grüßen

Jan Paas, Sachkundiger Bürger im ZA

Werner Conrad, Fraktionsvorsitzender