10. Mai 2023

Sehr geehrter Herr Landrat,

die beigefügte Anfrage bitten wir zwecks Beantwortung auf die Tagesordnung des Kreistages am 7. Juni 2023 zu setzen.

Anfrage:
Immer mehr Unternehmen sehen den Fachkräftemangel heute als größtes Geschäftsrisiko, kommunale Verwaltungen rechnen damit, dass sie zukünftig nicht mehr alle Pflichtaufgaben umfänglich erfüllen können bzw. Angebote nicht mehr aufrechterhalten können. In der Schule, der Pflege, der Industrie, dem Handwerk und auch auf dem Ausbildungsmarkt zeigen die wirtschaftlichen und demografischen Entwicklungen deutliche Auswirkungen.

Müssen auch wir im Rheinisch-Bergischen Kreis neue Wege gehen? Die Landesverwaltung NRW arbeitet mit Roadshows, Praxiswochen und Influencern, die die angebotenen Ausbildungsberufe schmackhaft machen sollen. Das Finanzministerium NRW hat dazu Bandenwerbung im beliebten Computerspiel „Fifa“ geschaltet. Der RBK ist z.B. mit dem Koordinierungsbüro Übergang Schule-Beruf oder dem MINT-Netzwerk bei jungen Menschen schon recht gut aufgestellt. In unseren Kommunen finden ebenfalls Maßnahmen statt, genannt sei hier z.B. die Ausbildungsmesse „Connenct“ in Wermelskirchen – bei der sich mittlerweile auch schon Erwachsene für ihre berufliche Zukunft interessieren. Aber reicht das für die händeringende Suche in bei der Ausbildung und nach Fachkräften? Wir sehen das Problem nicht nur für den Rheinisch-Bergischen Kreis, sondern über die Kreisgrenzen hinaus, so dass für uns eine interkommunale Partnerschaft beim Thema Bekämpfung des Fachkräftemangels durchaus sinnvoll erscheint.

Vor diesem Hintergrund stellen die Freien Wähler im RBK folgende Fragen:

  • Welche aktuellen Zahlen liegen dem Rheinisch-Bergischen Kreis zur Analyse des Fachkräftebedarfs und -mangels vor?
  • In welchen Branchen und Berufsgruppen im Rheinisch-Bergischen Kreis ist der Fachkräftemangel besonders ausgeprägt?
  • Welche Entwicklung wird für die Fachkräftesituation im Rheinisch-Bergischen Kreis prognostiziert?
  • Welche finanziellen Mittel sind bzw. werden vom Kreis zur Fachkräftesicherung aufgewendet?
  • Liegen dem Rheinisch-Bergischen-Kreis Informationen bzw. Erkenntnisse zum Sachstand „Fachkräftebedarf und -mangel“ und „Maßnahmen zur Behebung“ aus anderen Kreisen oder Großstädten vor? Gibt es Formen des Austausches bzw. der Zusammenarbeit? Wenn ja, welche?
  • Gibt es Stipendienprogramme im Rheinisch-Bergischen Kreis und wenn ja welche?
  • Welche Maßnahmen plant die Kreisverwaltung, um dem Fachkräftemangel soweit möglich zu begegnen?
  • Welche Maßnahmen und Initiativen hat der Kreis bisher ergriffen bzw. unterstützt?
  • Gibt es kreisspezifische Probleme für den Fachkräftemangel (z.B. schlechte Nord- Süd Anbindung des ÖPNV?)
  • Kann dem Ausschuss die aktuelle Befragung zur Lage der Unternehmen vom RBW vorgestellt werden?
  • Ist ein       „Immigration Office    ein       Welcome        Center“           für       die

Fachkräftezuwanderung im Bergischen Land denkbar? Als Beispiele können z.B.  das Welcome Center Stuttgart oder das Welcome Center Rhein-Neckar genannt werden.

  • Wäre eine „Fachkräftekonferenz“ zur Erarbeitung eines Gesamtkonzepts im oben genannten Sinne ein sinnvoller Weg für eine umfassende Zusammenarbeit von Kreis/RBW und Wirtschaft/IHK/Handwerk/Handel/Dienstleiter?
  • Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie für englischsprachige Bewerberinnen und Bewerber offen sind. Sollten wir dann nicht auch von unseren Verwaltungen erwarten dürfen, dass die interessierten Facharbeitskräfte, die englisch sprechen, nicht an unseren Behörden scheitern und wir ihnen die vollen Serviceleistungen anbieten können? Englisch als zweite Amtssprache für die betroffenen Teile der Verwaltung sollte im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein.
  • Gibt es die Möglichkeit, ein Netzwerkangebot für neue Fachkräfte in der Region zu schaffen? Dabei gilt es vor allem, vielen neu zugezogenen jungen Fachkräften, häufig Singles, das Ankommen in der Region zu erleichtern und Möglichkeiten für Kontakte außerhalb des Arbeitsplatzes zu schaffen. Ziel soll es sein, dass die Fachkräfte sich in der Region heimisch fühlen und langfristig hierbleiben. Mögliche

Angebote könnten zum Beispiel sein: Sammlung und übergreifende Bekanntmachung von kommunalen oder sonstigen Aktivitäten für Neuzugezogene (digitale und vor allem persönliche Events, Willkommenspakete, WillkommensEvents, Anlaufstellen) / Sensibilisierung der Unternehmen und Kommunen für „Nachhaltiges Recruiting – langfristige Fachkräfte-Bindung“ durch entsprechendes Onboarding nicht nur im Unternehmen, sondern auch in der neuen Region / Bündelung von Informationen über erfolgreiche Aktivitäten, um damit eine Übernahme bzw. Anwendung für Unternehmen und Kommunen zu erleichtern (z.B. durch ein Welcome Center).

  • Wäre der Fachkräftemangel ein Thema für ein regionales Projekt?

Der Wettkampf um die vorhandenen Fachkräfte wird härter. Wir hoffen, mit der Anfrage die Diskussion, um eine der wichtigsten Zukunftsfragen überhaupt zu beschleunigen und wünschen uns eine breite Mehrheit der politischen Entscheider, um unsere Region diesbezüglich optimal aufzustellen. Wenn der Kreis für die hier benötigten Facharbeitskräfte eine passgenaue Bedarfsanalyse mit den Unternehmen abstimmen will, werden wir dem und den dafür erforderlichen Haushaltsmitteln zustimmen.

Aus unserer Sicht sollten das Job-Center und die RBW bei der Beantwortung unserer Fragen eingebunden werden.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Conrad                                         Jan Paas

Fraktionsvorsitzender                               Sachkundiger Bürger

Die umfänglichen Aufgaben eines Welcome Centers kann z.B. hier nachgelesen werden:

https://welcome.stuttgart.de/welcome-center/unsere-kooperationspartner.php https://www.welcomecenter-rn.de/